Online Trading, innerhalb von wenigen Sekunden kann man heutzutage an fast allen Börsen dieser Welt Aktien elektronisch erwerben, ganz einfach vom PC aus, und ebenfalls die Rohstoff- und Devisenmärkte stehen dem Privatanleger fast grenzenlos offen. Lebendvieh in Amerika, Staatsanleihen von Deutschland, gefrorener Orangensaft aus Canada, das englische Pfund, der mexikanische Peso, die italienische Lira, Microsoft, IBM, Amazon, Yahoo, ja selbst der kleinste Pennystock, der an der Amex gehandelt wird, das Internet hat den Handel nachträglich beeinflusst, indem es die Kosten für Transaktionen deutlich gesenkt und dem Privatanleger Möglichkeiten eröffnet hat, an die man vor zwanzig Jahren nicht einmal zu denken wagte.
Waren anfangs, etwa Mitte der 1990er, hauptsächlich elektronische Aktienmärkte die Wegbereiter, allen voran natürlich die amerikanische Nasdaq, die den langsamen und ineffizienten Zwischenhandeln mit einem Specialist, wie er an der altehrwürdigen NYSE betrieben wurde, vollkommen eliminierte und die Computer quasi direkt miteinander kommunizieren ließ, was zur effektiveren Kursgestaltung und Preisfindung führte und damit zu einem faireren Markt, haben sich im Laufe der Zeit vollkommen andere Investmentmöglichkeiten eröffnet, und mit ihnen einher ging auch, dass es mittlerweile dutzende von Anbietern gibt, welche die aktuellen Kurse, die auf der ganzen Welt an Märkten ausgehandelt werden, sekundenschnell auf den heimischen Monitor zaubern, aufgearbeitet als Chart, einer grafischen Darstellung des Kurses in Relation zur Zeit, unterlegt mit dutzenden von technischen Indikatoren, wie etwa dem MACD, dem RSI, Williams R%, Bollinger Bands etc. Ein neuer Markt, der sich eröffnet hat, Kursdaten und deren Aufarbeitung, inklusive „seriöser“ Ratschläge von selbsternannten Börsengurus, welche die aktuelle Kursentwicklung anhand technischer Analyseverfahren wie Gann oder Elliott-Waves bis auf den Cent vorherzusagen in der Lage sind. Freilich, neu sind solche Experten und deren kostbare Ratschläge nicht, aber die Geschwindigkeit, mit der sich alles bewegt, die Kurse, die Entwicklung, die Ratschläge, sie hat um ein vielfaches zugenommen.
Es ist fast schon wie ein Spiel, das Ticken der Kurse, zu sehen, wie der Spread sich verringert, mein Broker, der es mir ermöglicht, zu günstigsten Konditionen an fast alle handelbaren Märkte partizipieren zu können. Eine neue Welt, die sich eröffnet hat. Ein kurzer Mausklick, die amerikanischen Arbeitsmarktdaten werden bestimmt besser ausfallen als erwartet, so wurde es im Fernsehen gesagt, und dann wird der S&P Future durch die Decke gehen, ich muss vorher long sein, d.h. ich „wette“ auf steigende Kurse, denn sonst verliere ich Geld, weil ich nicht dabei bin, wenn er steigt, also muss ich rein, jetzt, und er wird steigen, der Chart sagt mir das, die Dreiecksformation lässt mich dies vermute, außerdem wird in dem Forum für Börsenprofis ständig gesagt, dass er steigen wird, da die fundamentalen Daten gar nichts anders zulassen würde. Also gehe ich jetzt long. Ich bin drin. Ich habe meine Position. Auf Margin gekauft, d.h. mit geliehenem Geld, eigentlich ist die Position viel zu groß, aber was soll’s, ich kann nicht verlieren. – Es ist alles fast wie ein Spiel, und das Geld auf dem Schirm scheint fast virtuell, wie es mehr wird, wie es weniger wird. Bis man am Ende des Monats auf seine Abrechnung guckt, die einem dann schnell die Wirklichkeit der Dinge vor Augen führen kann.
Zeit, schon damals war sie kostbar, lange ist es her, als das Internet noch eine Kuriosität war, aber man konnte sie sich noch gönnen, heutzutage, in der Schnelllebigkeit der Welt, in der Hektik tausender tickender Symbole, in der Überflutung tausender Ratschläge, Meinungen, dutzendfacher Analysen von computergesteuerten Programmen, hat man sie fast gar nicht mehr.
Online Trading, die Vorteile sind unverkennbar, aber die Risiken werden oftmals übersehen.